Erste 100km-Etappe bis Erndtebrück

6. Januar 2015. Carina und Christoffer brechen in Overath-Heiligenhaus auf. Bis in die Morgenstunden hatten wir noch an unserer Kleidung genäht und gewrickelt. Nach kurzem Schlaf laufen wir vormittags los. Eine Übernachtung haben wir heute schon nur ist diese über 20 km entfernt. Schöne Weitsichten übers Bergische Land und Sonne begleiten uns auf unseren Wegen und Umwegen, die aus den 20km schon 30 machen und wir schließlich in der Schwärze der Nacht völlig erschöpft in Dieringhausen bei der Künstlerin Anette Liedke ankommen. Die hat bereits für uns lecker gekocht Gemüse und Bohnen noch aus ihrem Garten. Eine wunderschöne eigene Etage mit Bett zur Erholung wertet unseren Schlaf auf. Am nächsten Morgen besuchen wir ihre Werkstätte und machen uns dann durch den Regen auf. Der nimmt auch kein Ende, sodass wir trotz Poncho und Regenhose mittags komplett durchnässt sind. Zum Glück kenne ich in Oberagger die dort wohnende Künstlerin Mary Bauermeister, wo wir gleich eingladen werden doch ganze Tage zu verbringen und Wände zu streichen.

Am nächsten Tag aber machen wir uns schon wieder auf. Später regnet und stürmt es. Wir stehen in der Dunkelheit vor Haustüren und erzählen von unserem Anliegen: Wir möchten Impulse und Austausch für einen nachhaltigen Lebensstil bieten, sodass wir einen Wandel schaffen in eine Welt, die uns nach endendem Öl und Wirtschaftswachstum weiter tragen kann.

Ein reicher Herr nimmt sich Zeit mit uns zu diskutieren und erzählt von nie endendem Wachstum. Klar, wer davon abhängig ist, muss daran glauben.

Schließlich landen wir bei den wohl einzig Alternativen im Dorf. Anti-Atom-Kraft Flagge und Hochbeet im Vorgarten ließen gutes auf sich hoffen.

Am Samstag wandern wir weiter bis nach Junkernhees (bei Kreuztal / Siegen) wo wir eine Übernachtung ausgemacht haben bei der lieben Anna, die Christoffer über die Transition Town-Bewegung aus Siegen kennt. Im Starkregen und Sturm kommen wir um 20 Uhr wieder völlig durchnässt bei ihrem Zuhause an und freuen uns über den Holzherd und leckere warme Spaghetti.

Am Sonntag kommt ihre Schwester vorbei, die uns in ihren Kurzfilm über Mut aufnehmen möchte. Wir bleiben noch bis Montag und streifen uns wieder unsere trockenen Fell-Ponchos über.

Gegen Nachmittag fangen wir an an den ersten Häusern zu klingeln und die liebe Sonja lädt uns zu einem Tee und Apfelsaft aus ihrem Garten ein. Wir sprechen über vegane Ernährung, Transition, Lebensmittel retten, Repair-Cafe und vieles weitere. Mit einer Flasche ihres Apfelsaftes wünscht sie uns eine gute Weiterreise.

Als es dunkel wird, steigt unser Interesse auch einen Schlafplatz zu finden. Das ist nicht so leicht. Denn trotz großer Burgen in denen die Menschen in Deutschland wohnen, scheint nie Platz im Haus zu sein.

Schließlich kommen wir an ein Haus, wo vertrocknete Tomatenpflanzen noch an der Straße stehen. Eine junge Frau öffnet und wir bekommen die Aufmerksamkeit unsere Story zu erzählen.

Sie wohnt hier aber gar nicht. Sie betreut nur die Kinder bis die Eltern wieder zurück sind.

Dennoch lädt sie uns herein und bietet uns an uns zu sich nach Hause zu nehmen, da ist noch eine leerstehende frisch renovierte Mietswohnung, wo wir übernachten können. Wir nehmen dankend an und bekochen das Studentenpäärchen vegan mit dem was ihr Kühlschrank hergibt und was wir an den Häusern vorher geschenkt bekommen haben. Wir führen klasse Gespräche und die Carina kann mit ihrer Maßschneiderfähigkeit noch eine Hose unserer Gastgeberin reparieren.

Am nächsten Morgen wandern wir weiter. Wieder über 20 km stehen an. Unterwegs spricht uns einer neugierig auf unsere Lebensweise an und wir unterhalten uns fast eine Stunde im Sonnenschein. Er bewundert unseren Mut, wünscht sich selbst auch mehr so zu leben, weiß aber nicht wie er das in sein Leben integrieren kann: Haus, Frau, Kinder,.. Wir schenken ihm Samen der GLS-Bank für seinen Garten und geben ihm andere Flyer mit für nachhaltige Perspektiven.

Nach hohen Bergen und auch wieder Regen schaffen wir es bis nach Erndtebrück, wo wir die Häuser abklappern.

Um 20 Uhr werden wir immerhin schonmal zu einem Abendessen eingeladen, wo vorallem vegane Ernährung und Gastfreundschaft das Thema ist. Dennoch können wir hier nicht übernachten und stehen um 21 Uhr wieder im Regen in der Nässe und Dunkelheit.

Wir klingeln uns weiter durch den Ort. Es wird später und immer weniger Lichter leuchten noch in den Häusern..

Die Situation wird ernster und angespannter... Nach langem Fragen bekommen wir den Tipp beim Hausmeister des Pfarrheims zu fragen. Dieser lässt uns Gott-Sei-Dank im Pfarrheim auf Bänken und Stühlen übernachten.

Sogar eine Küche haben wir, welche uns bestärkt um nun Mitternacht nochmal rauszugehen, um Lebensmittel zu retten, womit wir auch mehr als erfolgreich sind

Mit einem zauberhaften Salatbuffet empfängt Carina den Hausmeister am nächsten Morgen. Sogar Brötchen sind im Backofen aufgebacken, Aufschnitt und -strich ist auch vorhanden.

Doch dieser hat schon gefrühstückt und ist leider für ein zweites Früchstück zu gewinnen. Dieses teilen wir uns dann mit der filmcrew die den Film über Mut mit uns an dem Tag machen. Was einen ganzen Tag in Anspruch nimmt und wir daher fragen müssen, ob wir noch eine weitere nacht bleiben können. Außerdem haben wir ja immernoch dutzende Kilo Lebensmittel.

Immerhin nimmt der Journalist unsere Abendesseneinladung an.

Nachts gehe ich noch los und verteile Blumensträuße, Joghurts und Schokolade /-puddings vor den Haustüren. manche bekommen noch einen Kohlkopf oder Gurke, Aufbackbrötchen, Früchte ... Wir füllen die Bestände der Pfarrheimsküche mit geretteten Spaghetti und Kaffee auf.

Die Kartoffeln der 3 Säcke, die wir gerettet haben, vergrabe ich in nichtgenutzten/verlassen Gärten, in Sandkästen von Spielplätzen u.s.w. Tomatenrispen hänge ich in kahle Bäume und mache weitere Landart mit dem vielen Gemüse.

Auch diese Nacht haben wir wieder nur ein paar Stunden Schlaf, da wir alles wieder schön sauber und ordentlich hinterlassen möchten und noch früh an der Tankstelle stehen wollen, um zur Wir-haben-es-satt-Demo nach Berlin zu trampen.

Das gelingt auch hervorragend. Allerdings merken wir, dass jetzt andere Termine reinflattern und wir nach der Demo unsere Reise nicht fortsetzen können.

Dennoch haben wir vor unsere Tour zu vervollständigen. Bis dahin. Wandelstarke Grüße Carina und Christoffer

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Wolfgang (Dienstag, 10 Februar 2015 11:52)

    Hallo Ihr Zwei,
    ich finde das wunderbar, was Ihr macht. Wünsche Euch noch einen guten Weg und viele tolle Übernachtungen und Kontakte.

    Liebe Grüße
    Wolfgang

  • #2

    Marlon (Mittwoch, 04 März 2015 12:05)

    Hallo ihr zwei!
    Was ihr tut ist einfach phantastisch! Ihr seid zwei ausserordentlich tolle Menschen, es freut mich sehr, dass wir uns kennengelernt haben!
    Viel Erfolg weiterhin und bis bald! :)
    Marlon

  • #3

    Ludwig (Mittwoch, 11 März 2015 03:20)

    Hallo,
    was macht ihr eigentlich außerhalb eurer Reise so beruflich?

    Ein freundlicher Veganer.